Im dritten Teil unserer besten Platten bejubelt Marc Flury:

Iggy Pop – Free

Iggy schaltet ein paar Gänge runter und macht ein reflektives Album. Auf „Free“ zieht er Bilanz über ein doch eher bewegtes Leben. Ähnlichkeiten zu Bowies „Blackstar“ sind gar herauszuhören. Iggys Platte ist zwar ruhiger, aber wie selbige auch mehr im Jazz als im Rock zu verorten. Wie sein Freund liefert er hier ein grossartiges Spätwerk ab, welches mehr auf Atmosphäre denn Entertainment setzt.

The Young Gods – Data Mirage Tangram

Übersetzen wir erstmal den kryptischen Albumtitel: Der bedeutet nämlich „Jim Morrison und Pink Floyd und eine Zeitmaschine gingen in eine Bar“. Was wir hier zu hören kriegen, ist eine beeindruckende Transzendenz psychedelischer Musik der frühen 70er Jahre in ein zeitgenössisches Klangbild. Mantraesk, warm und einnehmend, klingen die sieben Songs wie einer. Nur das sperrige „Moon Above“ unterbricht kurz den Fluss, bevor sich der Trip mit „All My Skin Standing“ (einer der besten Young Gods Songs überhaupt) in höchste Höhen erhebt.

Mike Patton & Jean-Claude Vannier – Corpse Flower

Wer Mike Patton als hibbeligen 1000-Volt-Mann kennt, wird hier überrascht. Mit der Frankopop Ikone Jean-Claude Vannier hat er ein zurückhaltendes aber stimmungsvolles Album produziert. Launig, witzig, charmant kommt das daher und zeigt einmal mehr seine immense Bandbreite. Keine Musik für die Charts, aber trotzdem eingängig und hoch unterhaltsam.

Motorpsycho – The Crucible

Kein Jahr ohne Motorpsycho Album. 2019 waren es gar deren drei, wobei „The Crucible“ die „normale“ davon ist. Die eine andere ist die Seltene-Singles-Kompilation „The Light Fantastic“ mit dem besten Albumdesign aller Zeiten, nämlich ein etwa 30seitiger Fake Merchandise Katalog. Die andere andere eine experimentelle Geschichte namens „Terje Brekkstad’s Kosmiske Reise“. Diese war nur mit einem norwegischen Kulturmagazin zu erstehen. „The Crucible“ besteht aus drei Songs in 40 Minuten und ist ein wahnwitziger Angriff auf alle Sinne getränkt von den rockbiblischen Geistern Black Sabbath und King Crimson.

Sugarfoot – In The Clearing

Sugarfoot sind Norweger, die dem amerikanischen Westcoast Sound der 70er verfallen sind und ein Nebenjob des Motorpsycho Bassisten Bent Saether. Ihr fünftes Album „In The Clearing“ ist eher entspannte Musik inspiriert von Crosby, Stills, Nash & Young, Tom Petty oder frühe Fleetwod Mac. Sie können aber auch, besonders in den letzten beiden Songs, in progressivere, epische Gefilde abdriften. Die letzten fünf Minuten vermurksen gar ganz alte Genesis mit Santana. Das muss man auch mal erst hinkriegen.