Wenn das Debütalbum eines angepriesenen Genies floppt, was passiert dann? Laura Mvula hat ihre Antworten auf diese Frage gefunden. Nach zahlreichen Nebenprojekten kehrt sie mit «The Dreaming Room» zurück – stärker und selbstbewusster denn je zuvor.

Die Quintessenzen der neuen Platte der Britin mit karibischen Wurzeln heissen «Overcome» und «Phenomenal Woman». Ersteres Stück ist ein chicer Discoknaller mit gitarristischer Unterstützung von Disco-Gott Nile Rodgers. Zweiteres ein sagenhafter Afro-Funk-Hit mit emanzipatorischen Ansätzen: Der Song basiert auf einem Gedicht von Maya Angelou und beschreibt die Schönheit einer Frau, die schlicht zu ihrem Körper steht. Ein erleuchtendes Erlebnis für Mvula, die nach der Lektüre zuerst einmal eine halbe Stunde nackt durch ihre Wohnung tanzte. Und genau für solche Momente sind jene beiden Stücke gemacht!

Neben diesen beiden Knallern verfolgt die Künstlerin auch ihre kammermusikalische Pop-Musik, mit reichlich Streichern, Klavier und sanften Gesangsmelodien einer starken Stimme. Mal kommen diese zarter daher, manchmal grooviger, woran nicht zuletzt Schlagzeuger Troy Miller seinen Anteil haben können – oder Mvulas Grossmutter, die sich von ihrer Enkelin Musik wünschte, die den Geist belebt; das Gespräch ist sogar auf dem Album zu hören. «Sing to the Moon», das Debüt der Laura Mvula, agierte für sie noch als Kompromiss und verkaufte sich trotz toller Kompositionen vergleichsweise mau. Mit «The Dreaming Room» setzt sie ein Statement: ein Statement einer Sängerin, die stärker denn je hinter ihren Songs steht. Von dieser Frau werden wir noch viel hören.

9/10

Stoph Ruckli