Die Melvins sind einfach eine sichere Bank. Auf ihrem etwa sechsundachtzigsten Album kriegen wir die bekannte Konsequenz dieser Bastion der künstlerischen Integrität serviert.
Doch selbst im Melvinersum gibt es noch unentdeckte Sterne. So beginnt das Album gleich mit dem 19minütigen Brocken „Pain equals funny“, der zwischen Melvins typischem Geriffe und -trommel und Ausflügen in krautigen Spacerock flirrt. Dazwischen noch atonales Gitarrengebrösel der Marke Captain Beefheart, bei welchem Buzz Osbourne seine Gitarre vermutlich wieder mal durch eine Gurke jagt. Das ist etwas schwierig zu erklären… Interessierte gucken bei youtube unter dem Suchbegriff „Recording guitar through a pickle with Sylvia Massy“.
Darauf folgen für Melvins Verhältnisse vier beinahe konventionelle Songs, hie und da aufgepeppt durch verspielt flockige Melodien, die dann doch wieder von irren Klangeffekten vernudelt werden. Die Melvins schwanken ständig zwischen unheimlich bedrohlich und überkandidelt durchgeknallt. „Allergic to Food“ ist ein Fest der Verrücktheit, als ob man im Irrenhaus einen Haufen hochbegabter Musiker vorfindet und ihnen einen Tag im Aufnahmestudio schenkt.
So richtig neu oder anders klingen die Melvins auf dem neusten Album nicht. Da waren sie schon viel abenteuerlicher. „Tarantula Heart“ gewittert einfach mit ihrer Essenz. Auffallend ist aber, wie unfassbar gut die Jungs mittlerweile sind. Der letzte Song „Smiler“ wischt mit jeder Krassmetal Band den Boden auf. Wie ein Supertornado, der sich aber hundertprozentig selber kontrolliert.
Sludgedoompsychedelik 10/10
Marc Flury