Wer ist Flo Götte? Der Name mag im ersten Moment unbekannt erscheinen – die Musik ist es nicht. Das Zürcher Mysterium zelebriert demnächst im Moods seine Residenz. Höchste Zeit also für eine einleitende Entdeckungsreise.

Läuft man vom Bahnhof Zürich Hardbrücke aus Richtung Helsinki Klub, kann es gut sein, dass plötzlich die Luft zu dröhnen beginnt. Dafür verantwortlich wären wohl Florian «Flo» Götte und seine Instrumentarien. Götte ist Bassist, Gitarrist, Elektroniktüftler. Und ein musikalischer Grenzgänger.

So spielt der bärtige Blonde Bass bei den international bekannten Zürcher Lokalhelden Disco Doom und Los Dos oder bei der Wahlberlinerin Evelinn Trouble: Innovativer Rock, wie man ihn sich wünscht, verrückt, ekstatisch und fantastisch.

Auf der anderen Seite findet sich der Name des gebürtigen Zürchers auch immer wieder im Kontext mit Jazzformationen wie den Glorreichen Sieben (Neil Young meets Free Improvisation). Oder dem Grossen Bär um Pianist Roberto Domeniconi. Und wenn Götte dann die Welten fusioniert – jene des Rocks und des Jazz –, dann legt der Low-End-Riese namens Frachter ab: eine Versammlung der mächtigsten Verstärker, aus denen der Elektrobassist im Duo mit Kontrabassist Daniel Sailer Noise, Note Naturgewalt im Stile SUNN O))), rausholt.

Durch diese Vielseitigkeit entwickelte sich Götte zu einem der profiliertesten Musiker der Deutschschweiz – und gilt gleichzeitig als einer der meistunter-schätztesten Saitenspieler des Landes.

Dass sein Name ausserhalb der Kernszene nicht präsenter ist, liegt vielleicht an der vergleichsweise ruhigen Art dieses Archetypus der Bassszene: Nachdem er sich vor einem Gig mit einem Brotmesser fast den Zeigefinger abgesäbelt hat, klebte er jenen mehr schlecht denn recht mit Gaffa ab. Er spielte anschliessend das Konzert und putzte zwischen den Songs wortlos das herumspritzende Blut vom Instrument ab. Glitschige Griffbretter spielen sich schliesslich schlecht.

Ein weiterer Grund für das Geheimnis Götte ist, dass sein musikalisches Schaffen stets unberechenbar ist – und genau das macht es so grossartig, so spannend, so erfrischend. Jenen Fakt hat glücklicherweise auch der Musikerrat der Zürcher Jazzszene verstanden und dem Soundkünstler eine Residenz im Moods angeboten.

Als Artist in Residence präsentiert Götte an drei Abenden (11., 12., 13. Februar) seine Musik in diversen Facetten und lädt dazu weitere befreundete Künstler aus aller Welt ein, die zusätzlich eigene Konzerte spielen – ein innovatives, experimentelles Stelldichein vieler spannender Szenegrössen ist also aufgegleist. Und während Trams sowie Züge um und über die Hardbrücke donnern, flirrt nahe dem Helsinki Klub wohl wieder Luft. Götte bereitet seine Auftritte vor.

LIVE: 11. – 13. Februar im Moods Zürich

Stoph Ruckli