Lange hat es gedauert. Sogar seit der Ankündigung verging noch ein Jahr bis zum Release von „I Inside The Old Year Dying“. Polly Jean Harvey ist eine Perfektionistin und wenn sie sich zu einer Veröffentlichung entschliesst, hören wir genau hin.

Die Zeiten ihrer exaltierten Auftritte mit knorrigen und krachenden Songs sind seit längerem vorbei. Auf dem neuen Album herrscht Einsicht und Atmosphäre. Songs über Suche und das Rätseln, über Fragen und Finden.

Es sei ein schwieriges Album gewesen, berichtet Polly. Die Form zu finden, habe Zeit gebraucht. Glücklicherweise ist es aber leicht anzuhören. Die Songs fliessen eingängig daher. Drama und Dynamik sind sehr zurückhaltend. Die Songs sind alle eher kurz gehalten und sind oft vorbei, bevor man sie beim Ersthören überhaupt erfasst hat. Oft stellt sich das Gefühl ein, das war ein etwas langes Intro und gleich bricht der tatsächliche Song erst los. Dann ist aber schon wieder fertig. Musik, die einem bei geringster Unkonzentration durch die Lappen geht.

Den Aufmerksamen stellen sich intime, tiefe Songs und es ist schwer, einzelne herauszupicken. Die eher kurze Spielzeit von knapp 40 Minuten kann man sich ja auch mal am Stück antun. Produziert hat sie einmal mehr mit Flood und ihrem langjährigen Weggefährten John Parish. Eingeladen wurden die Schauspieler Colin Morgan und Ben Whishaw, die im letzten Viertel des Albums der Poesie gleich noch eine Schippe drauflegen.

Wir sind gespannt, wie das live klingen wird, und ob doch auch eine 50ft Queenie die Bühne zum Zittern bringt, am 15. und 16. Oktober im Volkshaus Zürich!

Marc Flury