James Dean Bradfield setzt dem chilenischen Sänger, Musiker und Theaterregisseur Victor Jara ein Denkmal. Dass der Sänger und Gitarrist der Manic Street Preachers sich dabei nur selten weg von seinen bekannten musikalischen Gefilden bewegt ist nicht wirklich überraschend – und nicht wirklich schlimm.

Denn das biographische Konzeptalbum überzeugt durch seine inhaltliche und musikalische Dramaturgie und entfaltet diese vor allem dann, wenn man es sich nach alter Väter Sitte anhört: als Ganzes. Finger weg von der Skip-Taste also. Victor Jara war ein chilenischer Sänger, Musiker und Theaterregisseur. Er war überzeugter Kommunist und Leiter der Künstlerabteilung der Kommunistischen Partei Chiles. Nach dem Militärputsch gegen Salvador Allende wurde Jaraim September 1973 verhaftet und im Estadio Chile gefoltert und getötet.

47 Jahre später verneigt sich James Dean Bradfield vor Jara, indem er ihm gleich ein ganzes Album widmet. Dies überrascht insofern nicht, als Bradfield 2001 auf Kuba für Fidel Castro spielte und sozialkritische, politisch gefärbte Songs im Universum der Manics allgegenwärtig sind. Inhaltlich zeichnet «Even in Exile» wichtige Stationen im Leben Jaras nach und schlägt den Bogen bis in die politische Gegenwart. Verantwortlich für die Texte ist Patrick Jones, Theaterautor und Bruder von Manics-Bassist Nicky Wire.

Die Musik steuerte der Meister selber bei und dabei bleibt er sich, beziehungsweise seiner Stammband weitgehend treu: hymnisch-bombastischer Stadionrock wie etwa im «The Boy From The Plantation» oder im instrumentalen «Seeking The Room WithThree Windows», welches trotz der fehlenden Stimme sehr vertraut (im positiven Sinne) daherkommt. Schon eher ungewohnt klingt da das cineastische, mit spanischen Gitarren angereicherte und ebenfalls rein instrumental gehaltene «Under The MimosaTree».

Mit «La Partida» fehlt auch ein Jara-Cover nicht. Dessen Interpretation könnte einem Spaghetti-Western entsprungen sein und wurde etwas arg bombastisch orchestriert. Seis drum: «Even in Exile» ist in seiner Gesamtheit ein beeindruckend rundes und eindringliches Werk geworden.

8/10

Kaspar Hunziker