Jamiroquai-Frontmann Jay Kay ist ein Geschäftsmann. Sieben Jahre liess sich seine Band Zeit mit dem neuen Album. Dann kommt «Automaton» pünktlich zum Sommerbeginn. Verträgt sich die Jubiläums-Platte mit dem Jay-Kay-Geschäftssinn?

Auch wenn in den USA zurzeit nicht alles rund läuft, kann man den Amerikanerinnen und Amerikanern eines nicht nehmen: ihren Enthusiasmus gegenüber Musik. Egal, welche Musik. Ein guter Ed Sheeran-Song kann ebenso begeistern wie ein kniffliger Robert-Glasper-Jazz-Track. Pop und Jazz: Diese Formel vereinen auch Jamiroquai seit 25 Jahren, und dies stets erfolgreich. Funk, Soul, Jazz, Pop und Electro vertragen sich gut auf den Dancefloors.

Und was in Britannien funktioniert, funktioniert in der Regel überall. Das trifft auch auf «Automaton» zu. Im ersten Moment klingt die Musik immer sehr oberflächlich und schrecklich cheesy. Doch das ist man sich gewohnt – Frontmann Jay Kay sorgt dafür, dass sowohl Nebenbei-Hörer als auch Audio-Aficionados auf ihre Kosten kommen.

Für letztere enthält die neue Jamiroquai-Scheibe wieder ordentliche Schmankerl. Die fantastischen Basslinien eines Paul Turners, Derrick McKenzies unglaublich tightes Schlagzeugspiel, die funky Gitarrenriffs von Rob Harris und Matthew Johnsons Soundzaubereien – Material für stundenlange Studien.

Und darüber Jay Kays samtener Soulgesang. Balladen werden diesmal jedoch beiseite gelassen; hier soll getanzt werden. «Shake It On» könnte als Einstieg nicht besser passen, worauf Jay Kay über seine Rückkehr zur Musik singt. Welch ein Groover! In dieselbe Kerbe schlagen auch Songs wie «Superfresh», «Vitamin» oder «Hot Property». Ein bisschen langsamer, aber nicht minder tanzbar geht’s wiederum mit Stücken wie «Summer Girl» oder «Nights Out In The Jungle» zu und her.

Bei Jamiroquai wird das Rad nicht (mehr) neu erfunden und oftmals fährt die Band einen im Vergleich zu früheren Zeiten etwas zahmeren, sehr durchstrukturierten Kurs. Aber für einen gelungenen Sound-Sommer passt das allemal – in Europa, Asien, Amerika und überhaupt überall.

8/10

LIVE: 18.11.17  Hallenstadion Zürich

Stoph Ruckli