Die Rockinstitution Foo Fighters peppt Gewohntes mit Unerwartetem auf und überzeugt mit ihrer Chuzpe. Mitgeholfen haben Justin Timberlake, Paul McCartney und ein Boy II Men. Und es ist dennoch kein sich brav anbiederndes Mainstream Album geworden.

Mit wem haben die Foos eigentlich nicht gespielt? Youtube explodiert schier von launigen „Foo Fighters und Gäste“-Clips: Da sind Jimmy Page & John Paul Jones, Geddy Lee & Alex Lifeson, Paul McCartney, Paul Stanley. Es scheint Dave Grohls Traum zu sein, 40 Jahre Rockgeschichte durch seine Band zu schleusen. Es sei ihm auch vergönnt. Hat er doch nicht wenig zu ebendieser beigetragen. Und es zeigt, dass er sich selbst nicht als Star begreift, sondern immer noch als Fan aus einer gottvergessenen Kleinstadt.

Nun griff der aus der Washingtoner Hardcorepunkszene Stammende aber zu Namen, die leicht verwundern. Stehen sie doch für die nicht als besonders rebellische Popwelt. Den offensichtlichsten Einfluss hat zum Glück Paul McCartney. Zwar als ganz lieber Kerl bekannt, erlebte der den Rock’n’Roll, als dieser tatsächlich noch Rebellion und nicht Lifestyle war.

Gerade „T-Shirt“, „Happy Ever After“ und „The Sky Is A Neighborhood“ kommen recht beatlesk daher. Als Twist (und Shout?) erinnert das von Drummer Taylor Hawkins gesungene „Sunday Rain“ lustigerweise deutlich an John Lennons „How Do You Sleep?“, welches dieser provokativ gegen ex-Kollege Paul gerichtet hatte.

Und der Beatles Trip geht noch weiter: Grohl beschreibt das Album als „Motörhead spielen Sgt Pepper“. Das scheint doch etwas hoch gegriffen, denn so abenteuerlich ist es denn doch nicht geraten. Aber die Band schafft es, vordergründig ganz gewöhnlicher Rockmusik diese eine wichtige Schippe draufzulegen, die Spreu und Weizen trennt.

„Concrete And Gold“ bietet solides, auf den Punkt gebrachtes Songwriting ohne allzu abenteuerliche Eskapaden. Abgesehen von ein paar scheu psychedelisch anmutenden Einsprengseln. Die Jungs beweisen nur einmal mehr, welch gute Songs sich ohne ausladende oder gar bemühte Experimente schreiben lassen, wenn man halt das Händchen dazu hat.

Kein überflüssiges Fett tropft hier eklig herum, elf Songs nach einfachem Reissbrettmuster hören wir aber wirklich nicht.

Jeder Einzelne ist hübsch geschmückt mit seiner eigenen, kleinen aber genialen Idee. Mit den noch am ehesten konventionell zu nennenden „Dirty Water“ und „The Line“ werden selbstredend die typischen Foo Fighters Emo-Hits gereicht. Solche hat die Band längst nicht mehr nötig, aber in dieser Qualität wollen die auch erst mal geschrieben werden.

Am Ende werden mit dem Titelstück noch zweierlei Überraschungen aufgefahren. So schwer und dunkel hat man sie selten gehört, angesichts des momentanen Zustandes der USA aber auch nicht verwunderlich. Textlich ziehen sich Grohls dergestalte Sorgen durch alle Songs, wenn auch nicht explizit.

Aber es wäre nicht Dave Grohl, wenn da nicht ein kleiner Schalk zu entdecken wär’: Ausgerechnet einer von Boyz II Men, Shawn Stockman mit Namen, singt den dramatischen Refrain per 40 übereinandergelegten Gesangsspuren. Es gibt verrücktere und wagemutigere Musik da draussen, doch mit „Concrete And Gold“ gucken die Foo Fighter erfreulich weit über ihren gewohnten Tellerrand.

Alternative Rock mit leichtem Hang zum Abenteuer 8/10

Marc Flury