Erst Starrummel, dann mit dem Rücken zur Wand gestellt. The Doors schien es gut zu tun. Wild, wüst und kompromisslos war „Morrison Hotel“ ihr Befreiungsschlag und ihr faszinierendstes Album.

Nach drei Alben waren The Doors 1969 auf dem Gipfel des Erfolges und auf Kriegsfuss mit der Anstandspolizei, der uniformierten und der selbsterklärten in Zivil. Jim Morrison war der „Lizard King who can do anything!“, aber das liess sich das prüde Amerika nicht bieten. Anzeigen und Auftrittsverbote trieben die Band ins Studio und in dieser mehrmonatigen Pause entstand ihr aufwendigstes Album „The Soft Parade“.

Mit seinen süffisant orchestrierten Songs, viele vom Gitarristen Robbie Krieger geschrieben, legten sie ihr Rebellenimage ab und irritierten nun auch die bislang treuesten Fans. Die Popularität sank und die Band bedachte sich ihrer Wurzeln. „Morrison Hotel“ war die  Antwort, erdiger und direkter als sein Vorgänger. Nach dessen ausladender Hochglanzproduktion wurde „Morrison Hotel“ nahezu komplett live eingespielt. War „The Soft Parade“ ihr Blumenalbum, ist „Morrison Hotel“ die Schlammplatte.

„Roadhouse Blues“ gibt gleich den Tarif vor. Kriegers stürmische, rotzige Gitarre erweckt in Morrison seine besten Qualitäten als rüden, aber doch souligen Bluessänger. Auch „Peace Frog“ und „You Make Me Real“ zeigen The Doors von ihrer wunderbar dreckigsten Seite, konterkariert mit den sanften „Blue Sunday“ und „Indian Summer“. „Waiting for the Sun“ ist weniger ein Song als eine Zeremonie und klingt seiner Zeit Jahrzehnte voraus.

Die geheime Perle ist aber „Queen of the Highway“ mit seinem meisterlich kontrolliert subtilen Drive. Dynamisch geschieht nur wenig und doch fliegt der Song davon wie ein stetig beschleunigter Cabrio auf dem besungenen Highway. Hier blüht die spielerische Klasse der Band vollends auf.

1971 folgte noch die letzte Platte „L.A. Woman“, doch klangen sie – oder vielmehr Jim Morrison – da ausgebrannt. „Morrison Hotel“ war ihr letztes grosses Album und vielleicht gar ihr bestes.