In diese Tagen erscheint «Hamburg Demonstrations». Eine Songsammlung, die Peter Doherty vor seinem Entzug in Thailand über einen längeren Zeitraum in den Hamburger Clouds Hill Studios eingespielt hat.

Und auch wenn das Album selbst für Dohertys Verhältnisse etwas unausgegoren wirkt, so zeigt sich doch erneut sein Talent dafür, aus grösstem Elend tiefste Schönheit zu schaffen.

Das war schon immer der Fall. Ganz besonders aber vor knapp elf Jahren. Als die Babyshambles ihr Debütalbum «Down In Albion» veröffentlichen. Die immer weiter aus dem Ruder laufenden Drogen- und Alkoholexzesse kosteten Peter Doherty damals seinen Posten als Co-Frontmann der Libertines.

Als er auch noch in die Wohnung von Bandkollege und Bestie Carl Barât einbrach und dafür sechs Monate ins Gefängnis musste, schien sämtliches Geschirr zerschlagen, auf dem die Libertines zuvor einige der besten Rock-Hymnen der Nullerjahre servierten.

Und so zerfiel die Gruppe nach nur zwei Alben in zwei Teile.

Carl Barât veröffentlichte zwischen 2006 und 2008 mit seinem neuen Projekt Dirty Pretty Things zwei solide, aber wenig denkwürdige Alben. Peter Doherty gründete derweil die Babyshambles. Deren musikalische Anfänge wurde meist von den anhaltenden Eskapaden ihres Anführers überschattet. Rückblickend beinhaltet es aber doch einige echte Bijous britischer Gitarrenmusik.

Allen voran natürlich die zweite Single «Fuck Forever». Dieser heisere Kampfschrei zwischen Resignation, Verzweiflung und Aufbruch. Jahre später würde die österreichische Liedermacher-Combo Neigungsgruppe Sex, Gewalt & Gute Laune den Song ins Wienerische übersetzen und damit einen kleinen Indie-Hit landen. Nach dem sich zeitgenössische Acts wie Wanda oder Voodoo Jürgens die Finger lecken täten. Doch auch Songs wie «Albion» und «Killamangiro» wohnt jene zerbrechliche, verschupfte und ungestüme Anmut inne, die man sie von so vielen Kompositionen Dohertys kennt.

Eröffnet wurde das Album übrigens mit «La Belle et la Bête» einem Duett zwischen Doherty und seiner damaligen Freundin Kate Moss. An deren Seite sich der selbstzerstörerische Songwriter plötzlich auch auf den Seiten der weltweiten Friseursalon-Klatschmagazine wiederfand.

Doch all den negativen Schlagzeilen zum Trotz (oder gerade deswegen?) fuhr «Down In Albion» respektable Verkaufszahlen ein und wurde von der Kritik überwiegend positiv aufgenommen.

Es folgten noch zwei weitere Alben («Shotter’s Nation», 2007 und «Sequel To The Prequel», 2013) der Babyshambles, bis sich die Libertines wieder zusammenrauften und seither wieder clean (oder zumindest clean genug, um ein Instrument auf der Bühne zu halten) um mit neuen Songs durch die Welt zu tingeln.

Michael Rechsteiner