Wir erkunden Musikgenres und fragen uns: Wie passen Rock und Gemüse zusammen?

Krautrock klingt vielleicht, als würden Musiker Sauerkraut zu Rockmusik fermentieren. Aber was sie wirklich gemacht haben, ist, mit ein paar Synthesizern die halbe Musikwelt sauer zu machen!

Krautrock enstand in den späten 1960ern in Deutschland. Die britische Musikpresse taufte dieses Genre so abwertend, weil „Kraut“ für alles Deutsche in ihren Augen steht. Doch die Musiker nahmen es mit Humor und drehten den Spiess einfach um. Heute steht Krautrock nämlich für eine der grössten musikalischen Innovationen.

Bands wie Can gingen mit ihren endlosen Improvisationen auf Klangreisen, die so chaotisch wie der Verkehr auf der Autobahn klingen. Kraftwerk dagegen schufen ihre kühle, maschinelle Musik mit der Präzision einer Ingenieursarbeit und legten damit die Grundlage für die elektronische Musik.

Und dann kam Neu! – 1971 von Michael Rother und Klaus Dinger, zwei ehemaligen Mitgliedern von Kraftwerk, gegründet. Mit ihrem hypnotischen ‚Motorik‘-Beat beeinflussten sie eine ganze Generation von Musikern. Kein Wunder, dass ihre repetitiven Rhythmen heute noch als Blaupause für so manche Indie-Band gelten.

Krautrock verwandelte sich vom schief belächelten Nischenexperiment zu einem stilbildenden Phänomen, das Musikgenres wie Ambient, Electronica und Post-Rock nachhaltig prägte. Bands wie Tangerine Dream, Popol Vuh und Amon Düül II bewiesen, dass Deutschland mehr zu bieten hat als Sauerkraut. Nämlich visionäre Klanglandschaften, die das Gesicht der modernen Musik unwiderruflich geprägt haben.