Stonerrock ist seit einigen Jahren im Hoch und ein bisschen schal geworden. Aber was Weedpecker aus Polen auf ihrem dritten Album III darbieten, sollte vielleicht gar nicht in diese Schublade gesteckt werden. Viel zu sehr überraschen sie mit Kompositions- und Spielfreude und Originalität.

Schon im Opener „Molecule“, dessen sieben Minuten Spielzeit wie im Fluge vergehen, reiben sich gestandene Stonerrocker und Bratzdröhngitarrenliebhaber/innen die Ohren. Das genreübliche Vollbrett wird nämlich erstmal beiseite gestellt. Flockig, beinahe lieblich, flirren die ersten Minuten über einen her. Gewiss, die Songs sind lang, der Bass ist angezerrt und die Gitarren sind in ihre Wahwah- und Phasingpedale verschossen.

So weit, so stilgerecht. Doch bald wird klar, dass Weedpecker nicht nur verkifft im Proberaum endlose Jams runternudelt, Es scheint eher so, als finden sie Inspiration draussen, in der Natur, im Wind, im Duft des Wassers. Hier wird clever und subtil gearbeitet und nicht zuletzt der Einsatz von hellem, leicht verhalltem Gesang und schwebenden Mellotronfahnen erinnern an die Labelkollegen von Elder.

Besonders die Produktion sticht hervor. Massiv, dicht, und doch unaufdringlich, komplex, verwoben und doch transparent. Darin lassen sich dazu immer wieder Stilistiken und Harmonieelemente aus dem 1970er Rock entdecken, doch weniger bei den so oft herbemühten Black Sabbath oder Led Zeppelin, sondern Pink Floyd oder gar den Beatles, mit einem Schuss früher 1990er Psychedelik und Shoegaze von Spacemen 3, Bevis Frond und Konsorten.

Meditativ psychedelischer Kunstrock: 10/10

Marc Flury

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