In den späten 80ern brach eine musikalische Welle aus Seattle los, die alles veränderte. Grunge machte Schluss mit den glatten Rock-Hymnen der 80er. Bands wie Nirvana, Pearl Jam, Soundgarden und Alice in Chains prägten das Genre – und mit ihnen eine ganze Generation.

Grunge entstand im Underground von Seattle, einer Stadt, die damals weit weg vom Rampenlicht der Musikwelt lag. Bands wie Green River und Mudhoney legten den Grundstein, indem sie Punk mit Heavy Metal kombinierten. Es ging nicht um Perfektion, sondern um rohe Energie und Ehrlichkeit. Der typische „Grunge-Sound“ entstand durch verzerrte Gitarren, dröhnende Bässe und einen Gesang, der zwischen Wut und Resignation schwankte. Die Texte handelten oft von Isolation, Wut und Frustration – ein Spiegelbild der damaligen Jugend.

Den grossen Durchbruch erlebte Grunge 1991, als Nirvana mit „Smells Like Teen Spirit“ die Charts sprengte. Ihr Album Nevermind katapultierte die Band um Kurt Cobain weltweit an die Spitze und machte Grunge zur Stimme einer ganzen Generation. Auch Pearl Jam mit ihrem Debütalbum Ten und Soundgarden mit Badmotorfinger prägten das Genre nachhaltig. Diese Bands schufen einen Sound, der gleichzeitig kraftvoll und introspektiv war.

Der Begriff „Grunge“ wurde ursprünglich abfällig verwendet. Mark Arm, der Sänger der Band Green River und später Mudhoney, beschrieb den Sound seiner eigenen Band als „grungy“, also dreckig und roh. Dieser ironische Kommentar wurde aufgegriffen und entwickelte sich bald zum Namen für das gesamte Genre. Grunge stand nicht nur für den schmutzigen Sound, sondern auch für eine unpolierte, authentische Haltung, die sich gegen den kommerziellen Mainstream richtete.

Die Ästhetik: Der Look des Grunge

Neben der Musik beeinflusste Grunge auch die Mode. Flanellhemden, zerrissene Jeans, Doc Martens und ungepflegte Frisuren wurden zum Markenzeichen des Stils. Es ging um Anti-Mode – das Gegenteil der übertriebenen Glam-Rock-Outfits der 80er. Grunge war ungeschliffen, ungekünstelt und wollte nichts verkaufen ausser einer ehrlichen Lebenshaltung. Der Look spiegelte das Gefühl der Jugend wider: Man wollte sich nicht anpassen oder dem Mainstream gefallen.

Grunge erreichte seinen Höhepunkt in den frühen 90ern, doch nach Kurt Cobains Tod 1994 begann das Genre langsam zu verblassen. Viele Bands entwickelten sich weiter oder lösten sich auf. Dennoch hinterliess Grunge einen bleibenden Eindruck in der Musikwelt. Die Attitüde und der Sound beeinflussten nachfolgende Generationen von Musikern, und noch heute gelten Alben wie Nevermind oder Ten als Meilensteine der Rockgeschichte.

Grunge war mehr als nur ein Musikgenre. Es war eine Bewegung, die eine ganze Generation prägte und für einen Moment den Mainstream auf den Kopf stellte. Die Mischung aus Punk-Attitüde, Metal-Energie und ehrlichen, manchmal schmerzvollen Texten bleibt unvergessen – und der Geist von Grunge lebt in vielen modernen Bands weiter.