Die Pixies melden sich zurück. 12 verschrobene Rockperlen finden sich auf dem neuen Album «Head Carrier» als wäre es wieder 1991. Doch ist das mehr als Fanservice, sondern unverwüstliche Qualität.

Der titelgebende Opener „Head Carrier“ fegt gleich alle Zweifel weg. Die Formel ist immer noch dieselbe: Auf den Punkt gebrachtes Songwriting zwischen Popästhetik und Punkgerumpel. Wer dies so beherrscht wie die Pixies, soll auch zu nichts anderem gezwungen werden.

Deswegen gelten die Pixies als Vorzeigeband des US-Indierock, doch war und ist bei ihnen stets eine britische Poppunkattitüde auszumachen. Verschmitzte Exzentrik und Zurückhaltung bei Instrumentalkapriolen sind ja eher auf der Insel zu finden als im handwerkorientierten Amirock.

Gerade „Talent“ würde auf keinem Stranglers Album daneben klingen. Nicht wenige englische Grössen wie David Bowie, PJ Harvey und Radiohead outeten sich als grosse Fans. Ihr Einfluss in den Staaten war natürlich nie geringer. Fragen Sie Kurt Cobain und Bob Mould. Die Originalbassistin Kim Deal galt als Genreikone und Rollenbild, wurde aber 2014 ersetzt durch keine Geringere als die grossartige Paz Lenchantin.

Deren Portfolio kann sich hören lassen. Sie spielte bei A Perfect Circle, Billy Corgan’s Bandprojekt Zwan, Melissa Auf Der Maur und arrangierte Streicher für die Queens Of The Stone Age.

Wie passt soviel Indierockgeschichte aber noch im 2016? „Head Carrier“ beweist, dass Qualität zeitlos ist. „All I Think About Now“ oder „Bel Esprit“ passen ins Handy genauso wie damals „Debaser“ oder „Monkey Gone To Heaven“ in den Walkman. Die Pixies Ausgabe 2016 ist die Zuflucht für alte und neue Indierockmüde und das ist mehr als Willkommen.

10/10

Marc Flury