«Rock’n’Roll Will Never Die» verkommt in der aktuellen Musikhistorie eher zu einer Festklammerparole denn zum von Neil Young geprägten Szene-Schlachtschrei. Doch tut sich bereits wieder was. Beispielsweise in Luzern, wo die Tin Shelter Crew ein überragendes Debütwerk veröffentlicht hat.
Rockmusik ist ein Relikt, könnte man meinen. 2017 wurde der geschichtsträchtige Musikstil erstmals vom Thron der US-Charts gestossen. R’n’B und Hip-Hop stehen neu an der Spitze. Das zeigt sich auch in der Schweiz. Spätestens mit dem Abflauen von Titulierungen wie Lucerne Rock City haben sich die glühenden Gitarren endgültig verabschiedet und wurden durch digitale Devices ersetzt.
Von einem endgültigen Adieu kann aber trotzdem nicht die Rede sein. Eher entspricht das Szenario einem optimistischen Auf Wiedersehen inklusive Sabbatical-Tendenzen. Rock’n’Roll ist nämlich bereits wieder am Kommen – und gerade im bereits angesprochenen Luzern sticht eine Band besonders hervor.
Die Tin Shelter Crew veröffentlichte mit ihrer selbstbetitelten EP ein Werk, das bereits jetzt zu den besten Releases des Zentralschweizer Musikjahres 2018 gehört.
Innert fünf Songs mit einer Gesamtlaufzeit von knapp einer halben Stunde vertonen die vier Luzerner Profimusiker verschiedenste Zeitspannen der Rockgeschichte. Und dies, ohne ihre eigenen Wurzeln zu vergessen.
So treffen krachende Riffspektakel auf trickreiche Polyrhythmen. Ungerade Taktarten wechseln sich mit herzhaften Choralparts ab. Als ob die Allman Brothers Band und die Queens of the Stone Age gemeinsame Sache machen würden.
Dabei definiert die Tin Shelter Crew keinen Frontmann. Jeder ist ein eigenständiges Mitglied, gesungen wird gleich von drei Positionen aus. Wem das auf Platte gefällt, der sollte sich die Truppe unbedingt auch live geben. Im Stile der 70er gibt’s dann gut und gerne noch eine weitere Portion ordentliche Gitarrensoli, Drumexzesse und Basslicks. Eine Macht!
10/10
Stoph Ruckli