Ist das die Geburtsstunde des Z-Funk? Das zweite Solo-Album des Berufszürchers SKOR und Hobby-Türstehers macht Lust auf den Klöööb! Es funktioniert aber auch zum Katerkafi am folgenden Morgen. Oder Mittag.

Da hat es jemand satt, allein im Backstage zu hocken: „Der mit den Haaren“ überrascht mit organischem, handgemachtem Sound. Im Studio gingen Marton di Katz – so etwas wie der Dr. Dre des Züri-Rap – und Multiinstrumentalist Domi Chansorn dem Wuschelkopf zur Hand. Sie hinterlassen deutliche Spuren: Jazzy, poppy, funky.

Die komplexen Beatmuster, dynamischen Songstrukturen und verspielten Arrangements („Lug er“) sitzen tight wie die Hot Pants am Hintern von Jenny Lopez. Und was der Wortakrobat dazu dichtet, zementiert dessen Status als einer der populärsten Dialekt-Hopper abseits der Radio-24-Tagesrotation.

Klar, wer nächtelang vor den Clubtüren zwischen Limmat-, Helvetia- und Escher-Wyss-Platz rumlungert, weiss zu erzählen von Gentrifizierung und Gaudi-Tourismus, von kurzen Nächten auf langen Strassen, etwa im verdrögten „Dschungel“. Doch plötzlich zoomen wir weg vom euphorischen Mittendrin, zur Perspektive des grübelnden Beobachters („Anderscht isch guet“). Dann spricht Daniel Bachmann, ein nachdenklicher Mitdreissiger, der sich und allen anderen doch nur ein wenig Zufriedenheit wünscht.

„Gang“ führt über lustige Juduhui-Tracks bis zum Tauchgang in die Tiefseele, ohne dabei Gschpürschmi-Zuckersäckli-Sprüche zu bemühen. Das verspricht kontrastreiche Live-Gigs – für welche das Personal selbstverständlich längst rekrutiert und das Bier für den Backstage bestellt ist.

Topskor-Rap: 8/10

LIVE: 27.10. Exil Zürich

Marco Rüegg

Dieser Artikel könnte dich auch interessieren