Einer der besten Songs über Los Angeles – ausgerechnet von einer Band aus Kanada. Mit “Drinking in L.A.” schuf Bran Van 3000 eine ultimative Slacker-Hymne und legte damit auch die erste Single zu ihrem Debütalbum “Glee” vor, welches in diesem April sein 20-jähriges Jubiläum feiert.
Und auch nach zwei Jahrzehnten hört sich die Scheibe frisch und unverbraucht an – kein Wunder, entfesselte auf ihr die Combo um das musikalische Mastermind James Di Salvio doch nichts weniger als einen stilistischen Wirbelwind, wie man ihn damals höchstens von Kollegen wie Beck oder Ween erwartet hätte.
Zuckersüsse Balladen (“Exactly Like Me”, “Everywhere”) reihen sich neben Feel-Good-Pop (“Cum On Feel The Noize”, “Exactly Like Me”), Hip-Hop hält Händchen mit Alternative Rock (“Forest”) oder steht auf eigenen Beinen (“Afrodiziak”) und plötzlich wirft auch noch jemand World Music als erdkugelförmigen Wasserball zur Party heran (“Rainshine”). Nicht immer enden die musikalischen Experimente als Punktlandung, doch bei einer Bran Van Party machen auch die Arschbomben im Pool durchaus Spass und so lässt sich auf “Glee” nach all den Jahren noch immer Neues und Interessantes entdecken.
Tatsächlich gewannen BV3 mit “Glee” 1997 den Juno Award für “Best Alternative Album of the Year” und tourten unter anderem mit Björk, Massive Attack, Moby und Pulp. 2001 legte die Band den überaus formidablen Nachfolger “Discosis” vor, der die Entdeckungstour durch die Welt der Sounds und Stile fortsetzte und für die grossartige Leadsingle “Astounded” Curtis Mayfield ans Mikrofon holte – der letzte Song, den die Soul-Legende vor seinem Tod einsang. Zuletzt wurde es jedoch ruhig um die Gruppe, 2014 erschien eine Greatest-Hits-Sammlung. Doch die meisten davon, Hand aufs Herz, lassen sich auf “Glee” finden, dessen Neuentdeckung sich in diesen Tagen überaus lohnt.
Michael Rechsteiner