Wie sehr der Zahn der Zeit wohl an den hibbeligen Berufsjugendlichen aus Kalifornien nagt? Das fragten sich wohl so einige Red Hot Chili Peppers-Fans vor Erscheinen des nun mehr 12. Studioalbums der Chilischoten. Umso mehr als Gitarrero John Frusciante nach zehn Jahren Abwesenheit erstmals wieder mit an Bord ist. Eines vorneweg: er tut dem Album gut.

Irgendwie passte der begnadete Gitarrist ja nie so richtig in diese Band. Nicht nur, dass er deutlich jünger ist als seine Kollegen und immer etwas im Schatten vom kongenialen Flea am Tieftöner stand. Nein, er glänzte immer wieder durch jahrelange Abwesenheiten, während derer er sich seinen eigenen, zumeist sehr experimentellen Projekten widmete – wenn er nicht gerade im Drogensumpf versank. Und dennoch, richtig stark waren die Kalifornier immer nur mit den genialen Einfällen Frusciantes. Nun ist er also wieder mit dabei und doch ist es nicht mehr wie zu Zeiten von Überalben wie «Blood Sugar Sex Magik» oder «Californication», weil: grosse Hits sucht man vergeblich. Vieles klingt bekannt, solide und recht entspannt irgendwo zwischen Funk, Pop, einer Prise Rock und den obligaten Balladen. Die markanten, jedoch nie aufdringlichen Solis von John Frusciante bekommen den Songs eindeutig gut.

So weit so schön, doch ganz ohne Nervereien geht es dann doch nicht: da wären zunächst die grenzdebilen Texte von Anthony Kiedis, der ja noch nie als grosser Lyriker auffiel. Aber bitteschön, pubertäre Ergüsse wie «Please, love, can I have a taste? I just wanna lick your face» im funky «She’s a lover» wirken aus dem Mund eines 60ig-jährigen reichlich deplatziert. Dass «Unlimited Love» mit seinen 73 Minuten sehr lange geworden ist, bekommt dem Album auch nicht unbedingt gut. Zwar fehlen echte Ärgernisse, aber manchmal ist weniger mehr. Vor allem dann, wenn man sich für die Höhepunkte bis ganz zum Schluss gedulden muss: Das energische «The Heavy Wing», bei welchem John Frusciante für den Refrain höchst selbst das Mikro in die Hand nimmt, widmet sich der Überforderung mit unserer sich zunehmend schneller drehenden Welt und wird höchstens noch von der akustischen Ballade «Tangelo» ganz zum Schluss getoppt – da drückt dann doch etwas die Altersmilde durch und das bekommt den RHCP richtig gut.

6/10

Kaspar Hunziker

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