Das wohl bekannteste Musikkollektiv der (Deutsch)schweiz lädt zum Fest: die Red Brick Chapel Night tanzt an. Vier Bands aus dem Roster spielen auf, inklusive einer Vinyl-Taufe und einem DJ-Set quer durch alle Genres. Und das im Moods – zwischen Grenzen und Nischen.
Bei genauerer Betrachtung fällt im Bandaufgebot von Red Brick Chapel ein Punkt auf: Viele der Musiker*innen haben an den Schweizer Jazzschulen studiert und schreiten mit diesen Einflüssen die Grenzen der Stilschubladen ab. Oder besser: Sie lösen sich oftmals gänzlich von diesen. Davon kann man sich an der Red Brick Chapel Night überzeugen. Zuerst tritt das welsche Indie-Quartett Quiet Island auf – der jüngste RBC-Zugang, der irgendwo zwischen Dream Pop und Porcupine-Tree-anmutenden Passagen musiziert. Mit Long Tall Jefferson performt anschliessend nicht nur alleine der Initiant von Red Brick Chapel, namentlich Simon Borer. Nein, der gebürtige Luzerner wird seit dem vergangen Sommer auch von einer dreiköpfigen Band begleitet, welche eine neue Komponente im Kosmos des Folk-Barden bildet.
Die darauffolgenden Mnevis sind vier Sandkastenfreunde, die alle den Weg ins professionelle Musikschaffen eingeschlagen haben. Nach langer Zeit spielen sie erstmals wieder live zusammen auf. Mit dabei ist zudem eine neue Platte namens «Episodes»: Alternative Rock im Stile Radiohead. Leadsänger und Gitarrist Mario Hänni wird im Anschluss an den Gig wohl nur ein paar Schritte nach hinten machen, trommelt der aktuelle Sophie-Hunger-Schlagzeuger doch beim Powertrio Aul mit – ein Trio, welches dem repetitivem Kraut frönt und den Live-Teil des Abends abrundet; Vinyl-Release inklusive! Und dann? Prrrdy hrrrd mit dem Red Brick Chapel DJ Kollektiv: ein Kollektiv im Kollektiv!
In Anbetracht dieser Vielfalt passt denn das Moods als Veranstaltungsort, wo das Kollektiv seine Red Brick Chapel Night abhält. Der Zürcher Traditionsclub hat sich längst von seinem Image – dem des reinen Jazzschuppens – gelöst und präsentiert Programme, welche die gesamte Musikwelt abzubilden versuchen. Beiden Institutionen wünscht man in diesem Kontext weiterhin viel Erfolg, aber auch Selbstreflexion, kritisches Denken sowie das Wahren der eigenen Ideale, die überhaupt den Stein des Anstosses bilden: to make good music for good people.
LIVE: 19.1.19 im Moods Zürich
Stoph Ruckli