Ja, die gibt’s immer noch. Und es scheint ihnen bestens zu gehen. Gigaton ist frischer, unterhaltsamer, aufregender und höchst unmoderner Rock.
Pearl Jam, einst eine der drei vielbeachtesten Bands des Rockplaneten, werkelt seit einiger Zeit einfach so für sich hin. Natürlich finden sie noch immer ein Millionenpublikum, aber den überdimensionierten Hype, der so was Nebensächliches wie Rockmusik in Absurditäten und Tragödien stürzen kann, haben sie überlebt und längst hinter sich gelassen.
Das zeigt sich schon länger auf ihren Tourneen. Da wird drei Stunden oder mehr gerockt mit einem trotzig unhippen Publikum in Ekstase ob der optimistischen Haltung der Band. Was mal Alternative Rock und anti Mainstream war, spielt heute in denselben Sphären wie die Rolling Stones oder Bruce Springsteen. Das aber ist gar nichts Schlechtes!
War die Band in ihren ersten Jahren nämlich die Lieblinge des jungen Werther, strahlen sie mittlerweile einen freundlich optimistischen Geist aus. Statt jugendlichem Existenzialismus und Weltschmerz sind Spielfreude und Rock’n’Roll angesagt. Giganton klingt nicht annähernd nach Grunge, sondern wie eine exzellente Garagenband. Das gilt auch für die Produktion. Es reicht, wenn man das Instrument hört. Kein zeitgemässer Schnickschnack lenkt von der Essenz ab. Eine so eingespielte Band nimmt seine Alben vermutlich eh live auf.
Mit Who Ever Said fängt dieses gleich gross an. Bisschen Atmosphäre zu Beginn, dann haut die Band per genug-mit-diesem-Gewusel Knopfdruck rein mit herrlich schrummlig knarzigen Gitarren. Superblood Wolfmoon startet Weltklassedrummerlegende Matt Cameron mit einem Beat, den jede/r hoch aspirierende Drummer/in nach drei Lektionen nicht mehr spielen will. Das ist aber die Klasse dieser Band. Sie ist nicht hier, um etwas zu beweisen, sondern um zu rocken.
Dance of the Clairvoyants flirtet mit dem Funk, wie es dEUS oder die ihnen verwandten und an dieser Stelle empfohlenen Afghan Whigs so gerne tun. Quick Escape schneidet sich eine Scheibe Antirock mit dissonantem Lärm bei den Queens of the Stone Age ab. Dann folgen einige ruhigere Stücke, die nicht ganz so überzeugen. Mit der Ausnahme von Retrograde: Was als gefälliges Liedchen aufbricht, steigert sich in eine überschwengliche Klangflut der Marke Sigur Ros.
Fazit: Wen kümmern Relevanz oder Zeitgeist, wenn die Musik einfach gut ist?
Rock ohne wenn aber mit viel aber: 8/10