Zurück zu den Wurzeln» ist ein Running Joke im Musikgeschäft. Eine stockende Karriere, kreativer Stillstand oder die wiederentdeckte Lust an der ursprünglichen Freude, jede Band verkündet diesen Schritt mindestens einmal im Karriereverlauf. Was auch immer Metallica zu diesem Album bewogen hat, Freunde ihrer 1980er Alben sollten an «Hardwired… to Self Destruct» ihren Spass haben.
Metaller sind ein eigenartiges Volk, geprägt von Rebellentum und tiefsitzendem Konservativismus. Metallicas kommerziell erfolgreichstes Album, das schwarze Namenlose, gebar dazu den neuen Typus Feierabendmetaller. Bis dahin schüttelten ausnahmslos picklige Teenager in Jeans und Shirt ihre stolz gewachsene Haarpracht zum Gitarrenbrett, doch seit «Enter Sandman» wippen auch Banker und Computerspezialisten nach einem harten Tag im Büro mit.
Es folgten einige Alben, die entweder stilistisch oder klanglich die alten Fans verbrämten. Metallica verwandelten sich von den ungepflegten Königen des Trash Metals zu den Lieblingen des «Ich hör auch mal was Hartes»-Mainstreams. «Hardwired…» kann tatsächlich als Rückkehr zum – wenn auch sauberst für die Masse produzierten – alten Geist aufgenommen werden.
Hier wird von Beginn ein knochentrockenes Brett gefahren. Nix da mit «Nothing Else Matters», keine Duette, keine Symphonien. Silistisch fällt höchstens «Dream No More» etwas aus dem Rahmen. Das Tempo wird hier leicht zurückgefahren und der Groove und Hetfields Gesang erinnern an den Spätgrunge von Alice In Chains. «Atlas, Rise!», «Moth In Flame» und besonders «Spit Out The Bone» und «Lords Of Summer» sind aber die Eckpfeiler des neuen alten Metallica Sounds.
Letzterer Titel ist nur auf der dritten CD der Deluxe Version zu finden. Diese bietet neben ein paar Coverversionen (erwähnenswert: das Ronnie James Dio Medley) noch einen Live Gig von 2016, konsequenterweise mit einigen Songs ihrer ersten beiden Alben. Innovativ ist das alles nicht, aber wer innovativen Metal sucht, findet den bei zig anderen Bands. Metallica machen wieder was sie am besten können und was ihre schier verlorenen Fans seit immer wollen.
8/10
Marc Flury