Mumford & Sons rudern mit Rushmere zurück zu ihren Wurzeln. Pop-Experimente, Band-Drama und eine lange Funkstille – jetzt ist das Folk-Trio zurück und hat mehr zu beweisen als je zuvor.

Rushmere heisst ihr fünftes Studioalbum, benannt nach dem kleinen See in London, wo sich die Band vor knapp 20 Jahren gefunden hat. Ein Rückbesinnungstitel also und genau das zieht sich durch die ganze Platte. Die Band ist inzwischen ein Trio, Winston Marshall (der Typ mit dem Banjo) hat nach einem Polit-Skandal 2021 das Handtuch geworfen. Aber anstatt weiter Richtung Stadion-Rock zu marschieren, haben Marcus Mumford und Co. die Notbremse gezogen.

Warum die Fans diesmal sieben Jahre auf neues Material warten mussten? Neben dem Abschied von Marshall spielten persönliche Umbrüche eine Rolle. Marcus Mumford veröffentlichte 2022 ein Soloalbum, die Pandemie bremste Pläne aus, und die Band nahm sich bewusst Zeit. „Wir mussten erst rausfinden, wer wir heute überhaupt sind – als Musiker und als Freunde“, sagte Mumford dazu.

Und das hört man: „Malibu“ startet noch ganz sachte, wächst dann aber zu einer dieser typischen Mumford-Hymnen an – gross, aber nie zu glatt. „Truth“ lässt Blues-Rock aufflackern, irgendwo zwischen Jimmy Page und Jack White, während der Titeltrack mit Banjo-Galopp zeigt: Ja, sie können’s noch. Zwischendurch wird’s fast schon gemütlich – „Monochrome“ klingt nach Pfeife rauchen im Pub, und das finale „Carry On“ ist eine kleine Mutmacherspritze für alle Folk-Fans.

Nach den eher orientierungslosen Experimenten der letzten Jahre klingt Rushmere angenehm bodenständig. Keine bahnbrechende Neuerfindung – aber eine ehrliche Rückkehr zu dem, was Mumford & Sons am besten können: Folk mit Herz, der trotzdem gross klingen darf.