Fünf Jahre hat’s gedauert bis zum neuen Album und die dreckigen Gitarreneskapaden gingen dabei ein wenig verloren. Beides hat einen guten Grund. «Ash & Ice» war keine leichte Geburt, doch Qualitätsbands wie The Kills kochen lecker mit allen Zutaten die sie vorfinden.

Es ist nämlich so unüblich nicht, dass eine Band mal den Stil wechselt und dass dabei der ein oder andere Mittelfinger gesichtet wird. Im Falle von The Kills haben sich Ursache und Konsequenz verdreht: Die Autotüre mal zu flott zugeschlagen und schon ist der Mittelfinger weg. Und zwar der Linke der des Gitarristen Greifhand. Gar nicht gut. Also musste er eine neue Spieltechnik erlernen. Damit rückte das eh schon Minimalistische von The Kills noch mehr nach vorn. Mit unaufgeregten elektronischen Beats unterlegt kommen die 13 Songs etwas unterkühlt und meist recht gefällig daher. «Hard Habit To Break» und «Bitter Fruit» stechen jedoch als grössere Würfe heraus.

Bei beiden funktioniert die Spannung zwischen Retrobluesdreck und moderner Coolness perfekt. Der Rest klingt leider nicht sonderlich zwingend. Alles ist frag- und tadellos und mit höchster Liebe zum Detail von zwei so erfahrenen wie begnadeten Musikern gemacht. Doch klingt das Album wie der Entwurf eines Neustarts. Die Zeit wird es zeigen, ob «Ash & Ice» eines der unterschätzten, sogenannten «transitional» Alben ist, wie sie oft genug in längeren Karrieren vorkommen. Bis dahin lässt sich ebendiese Zeit damit vergnüglich verbringen. Ein bisschen unterkühlt eben, aber ja auch recht gefällig.

7/10

Marc Flury