Mundartpop ist hierzulande seit Jeans for Jesus oder Dachs wieder en vogue. Nun macht sich ein in Basel wohnhafter Aargauer daran, diesen Musikterminus weiter auszubauen.

Selten wirkte das Wort Gülle erotischer: «D’Gülle vom Schraner», dadam dadam dadam, Groove, 808-Cowbell, Aargauer Mundart, Vibezzz: Uhlala! «Stream» nennt Guy Mandon alias Lucien Montandon sein Debüt. Darauf verpackt der Wahlbasler sämige Synthiesounds, welche seine schrägen Songtexte untermalen. Die Vielseitigkeit des Multiinstrumentalisten ist dabei verblüffend, egal, ob da jetzt Saxofonsolos auftauchen («Memory Boy», «Stream») oder mit verrückten Soundideen gearbeitet wird.

Wiederum ähneln sich gewisse Elemente doch zu sehr: Man beachte beispielsweise die Akkordfolgen von «Kokosfett» und «Lueg doch gnau»; zwei Stücke, die unglücklicherweise gleich hintereinander folgen.  Ähnlichkeiten sind zudem auf rhythmischer Ebene auszumachen – ein bisschen Fantasie auch hier nie. Oder aber Ballast abwerfen: Vielleicht hätte es sich gelohnt, zwei, drei Kandidaten der Tracklist zu kicken. Abgesehen davon ist Guy Mandon nämlich eine sehr stimmige Scheibe gelungen.

Direkt aus dem Rahmen fallen die letzten drei Songs «Planets», «You» und «Stream». Diese sphärischen Soundsmoother sind sexy as shit. Irgendwo zwischen Free-Jazz, Art-Rock und Disco-Ballade: Free Rave vielleicht? Auch sonst hört man diese Platte gerne: Die Gesangsstimme zelebriert im Stile der Berner Genrekollegen Jeans for Jesus mit hoher Tonlage, hinzu kommen genussvolle 80er-Schwingungen.

Da ist man durchaus gewillt, sogleich die Tanzschuhe anzuziehen und an die nächste Guy-Mandon-Show (bitte mit Live-Band) zu reisen. Nur: Wann ist die? Noch halten sich Künstler und Management vergleichsweise bedeckt mit Informationen, zumal die Onlinepräsenz dünn ist. Gewollt oder ungewollt? Der Titeltrack bietet  Interpretationsspielraum für eine allfällige Antwort: «S Läbe isch en Stream», singt Mandon: Vielleicht lässt man also einfach alles mal laufen und lässt sich zur Erleuchtung alias zum grossen Rampenlicht treiben. Go with the flow, Babey!

8/10

Stoph Ruckli