Von Indie-Pop zu Disco-Rock zu Schlager-Indie: Wohl kaum eine Band machte in den vergangenen Jahren solch eine Wandlung durch wie Arcade Fire. Und sorgte stets für ordentliche Irritation in der Musikwelt. «Everything Now» ist keine Ausnahme – zu recht?

Glitzer, Glanz, Groove: «Everything Now», der Titeltrack der neuen Arcade-Fire-Platte, klingt, als würden Abbas «Dancing Queen» und Francis Bebeys Flötenklänge zusammen mit Win Butler und Co. auf der Kirmes Achterbahn fahren. Knackiger E-Bass, trockener Disco-Beat, dazu reichlich Streicher und eben diese grandiose Panflöten-Bridge – ein fantastisches Stück Musik mit Ohrwurmcharakter hoch zehn. Dass Butler dabei gerne gesellschaftskritische Tiraden versprüht, kann aufgefasst werden, wie will. Berechtigter Zynismus oder weinerliches Altmänner-Jammern? Egal:

Die Platte macht Spass.

Dafür sorgen süffige Songs wie das treibende «Signs of Life» und der blecherne Industriekracher «Creature Comfort». Oder aber auch das Track-Tetra-Pak ab «Electric Blue», welches vergangene Arcade-Fire-Zeiten aufleben lässt. Lediglich Stücke wie «Peter Pan» mit seinem unentschlossenen Rumpelcharakter sowie das schwerfällige «Chemistry» fallen aus dem Rahmen. Könnte Arcade Fire abschliessend der Kommerz-Ausverkauf vorgeworfen werden? Die Coldplay-isierung à la Kanada? Nein. Dafür bringt das Kollektiv um Win Butler nach wie vor viel zu viele Ecken und Kanten mit. Und das ist ein Gaudi!

8/10

Stoph Ruckli

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