Trübe Milchsuppe verkaufen sie uns als Latte Macchiato, und urzeitliche Nokia-Designs als neusten Technik-Hype – Etikettenschwindel hüben wie drüben! Doch in diesen acht Tracks steckt drin, was draufsteht: Reinster No-Bullshit-Blues.

Handgestrickt, hausgebrannt und so „blue“, dass Papa Schlumpf vor Neid erblasst: Fin Greenall alias Fink fräst in schönster afroamerikanischer Musiktradition übers Griffbrett, die Läufe scheinen dem Briten förmlich aus den Fingern zu fliessen. Dazu croont er in entrückt-intensiver Manier seine Satzfragmente, als ströme ihm das Blut in Sturzbächen aus dem Herz.

Dabei handelt es sich beim als Nebenprojekt deklarierten Silberling um eine Art „Abfallprodukt“, das der Ex-DJ-goes-Urban-Folkie mal so spontan mit Produzent Flood (PJ Harvey, Warpaint) als Einstimmung für eine neues Album im Berliner Studio einlullte. Frei von allem Druck, in entschleunigter Atmosphäre entstand ein Sound mit viel Luft. Die Songs auf Fink’s Sunday Night Blues Club Vol. 1 dürfen sich ausstrecken wie ein fauler Kater auf der Ofenbank – bis zu siebeneinhalb Minuten.

Und ja, da ist die eine oder andere Länge. „She was right“ etwa, das von wässerigen Soundflächen getragen etwas gar seicht ausfällt. Doch je tiefer wir in den Flow eintauchen, desto dringlicher gerät die Platte, ohne vom Schema der Reduktion abzuweichen. Wir wippen mit dem Bein, nicken mit dem Haupt, stimmen ins repetitive Gebrummel ein… Bottleneck, Bluesharp, spärliche Perkussion – das reicht „Boneyard“, um Fahrt aufzunehmen. „Hard To See You Happy“ oder „Hour Golden“ erinnern ans Livealbum „Wheels Turn Beneath My Feet“ – und lassen damit erahnen, dass uns auf der aktuellen Tour bewegende Shows erwarten. Trotz einiger Gähner.

6/10

LIVE: 8.5. im Moods Zürich

Marco Rüegg

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