Marc Flury, Sendungsmacher von School of Rock, präsentiert seine musikalischen Highlights des Jahres: The Jesus Lizard meldeten sich mit wuchtig zurück, während Motorpsycho auf „Neigh!“ introspektive Psychedelik entfalteten. St. Vincent sprengte auf „All Born Screaming“ kunstvoll Genre-Grenzen, und Idles kombinierten rohe Energie mit grossen Gefühlen. Zum Abschluss lassen Diamond Dean & The Furious Four mit „Scooby Doo Proto Punk“ ungeschliffenen Garagenrock aufleben.

THE JESUS LIZARD – Rack

DAS Comeback des Jahres! Eine der besten und wichtigsten Bands der 1990er Alternative Rock Szene veröffentlicht ziemlich überraschend ein neues Album. Und es brettert auf demselben bekanntem Niveau. Schräge Riffs über tighte Grooves und dazu David Yow’s einzigartiger „Gesang“. The Jesus Lizard sind immer noch eine Wucht und erinnern uns an das, was Indierock einmal war.

MOTORPSYCHO – Neigh!

Nach „Yay!“ vom letzten Jahr folgt hiermit das Companion Piece und ist ebenfalls ein eher ruhiges Album. Beide sind entstanden in der Corona bedingten Isolation. Nach einer Reihe von epischen und lauten Alben zeugen diese introspektiven aber auch positiv vorausschauenden Songs von der Qualität des Songwritings dieser Band. In Sachen zeitgemäss klingender 70er Psychedelik sind sie halt immer noch Chefs.

ST. VINCENT – All Born Screaming

Schon das siebte Album dieser begnadeten Künstlerin, die nach wie vor etwas unter dem Radar fliegt. Unverständlicherweise. Denn mit ihrem Schaffen gehört sie klar in die Liga David Bowie, Kate Bush oder Radiohead. Sie hat eine klare Vision in ihrem Tun. Bester Art Pop mit progressiven industrial Ausbrüchen. „All Born Screaming“ ist verschwenderisch schwelgerisch und die Songs erscheinen manchmal nur wie Skizzen, da ihnen oft das klare Popformat fehlt. Doch da erwartet man falsch. St Vincent bedient sich der Popmusik, ist aber nicht ihr Sklave.

IDLES – Tangk

Melodischer als auch schon, aber so intensiv wie immer. „Tangk“ rumpelt zwischen Punk, Pop und Elektro. Zwischen all dem Schimpf über den Zustand der Welt habe Sänger Joe Talbot aber die Liebe entdeckt. Die grosse umfassende Liebe für alles, die er uns weitergeben will. Na, das ist schön. Produziert von Nigel Godrich, der scheinbar alles zu Diamanten wirkt, was er in die Finger kriegt.

DIAMOND DEAN & THE FURIOUS FOUR – Scooby Doo Proto Punk

Und hier noch ne Schweizer Platte. Sänger Andi Frick, der seit Jahrzehnten  mit zig Bands durchs Land rockt, hat sich zu einem Solo Album entschlossen. Heisst, er holte sich befreundete Musiker ins Studio, um „quick and dirty“ ein Album rauszuhauen. Ohne langes Rumfackeln und -feilen, sollte die Rohheit des Garagenrocks authentisch eingefangen werden. Für Fans von den Stooges oder MC5 unbedingt empfohlen!