Martin Bläsi präsentiert seine Album-Highlights 2024 – eine Auswahl, die Comebacks, Neuanfänge und zeitlose Sounds vereint. Die Smashing Pumpkins lassen mit „Aghori Mhori Mei“ die 90er aufleben, The Libertines zeigen sich mit ungewohnter Harmonie auf „All Quiet On The Eastern Esplanade“ und Gossip liefern mit „Real Power“ pure Energie. Fontaines D.C. erkunden auf „Romance“ neue Klangwelten, während die Pet Shop Boys mit „Nonetheless“ beweisen, dass Pop auch nach Jahrzehnten frisch bleibt.

Smashing Pumpkins – Aghori Mhori Mei

Die Smashing Pumpkins überraschen mit ihrem Album „Aghori Mhori Mei“ und katapultieren uns zurück in die guten alten Zeiten des 90er-Alternative-Rock. Die Band aus Chicago, und nicht aus dem hippen Seattle, spielt fast in ihrer Originalbesetzung mit Billy Corgan, James Iha und Jimmy Chamberlin. Das Schöne am neuesten Werk der Pumpkins ist wohl, dass es sich anfühlt wie ein Zurück zur alten Schule, kombiniert mit einer frischen Haltung zu sich selbst. Sie sind wieder da, um zu rocken – mal heavy, mal soft, aber immer so melodisch wie damals bei „Siamese Dream“ und „Mellon Collie“.

The Libertines – All Quiet On The Eastern Esplanade

In der Ruhe liegt die Kraft. Nach fast neun Jahren feiern The Libertines mit „All Quiet On The Eastern Esplanade“ ihre Rückkehr auf die Bühnen dieser Welt. Der Titel spielt auf eine seltene Phase der Ruhe und Harmonie zwischen den notorisch zerstrittenen Pete Doherty und Carl Barât an. Entstanden sind die Songs in Port Antonio, Jamaika. Die Indie-Helden von der Insel reißen sich zusammen. Das Ganze klingt reifer und fokussierter, aber dennoch unverkennbar nach The Libertines. Dieses Album lebt, zeigt das Potenzial einer künstlerisch fruchtbaren Alterskarriere und beweist, wozu diese Band tatsächlich fähig ist.

Gossip – Real Power

Zwölf lange Jahre mussten wir warten, bis Gossip uns endlich mit einem neuen Album beglücken. Doch steckt in „Real Power“, das erneut vom Mastermind Rick Rubin produziert wurde, noch die Kraft und Wut der alten Tage? Das Ergebnis ist ein großes Comeback, mit Beth Ditto und Band in absoluter Bestform. Tanzbare Disco-Rock-Songs, kraftvolle Musik, eine grandiose Stimme und diese unverwechselbare Freude am politischen Ausdruck, die den Zusammenhalt feiert. Real Power – ein Album mit garantiert positiver Message.

Fontaines D.C. – Romance

Die irische Post-Punk-Band, auf die sich die meisten einigen können, geht neue Wege – und das nicht zur Freude aller. Auch wenn ihr neues Album den Titel „Romance“ trägt, sind Fontaines D.C. weit entfernt von Kuschelrock. Die neuesten Einflüsse der Band reichen von Britpop, Shoegaze und Hip-Hop bis hin zu düsterer Electronica und machen „Romance“ zu einem explosiven, einfallsreichen Trip. Mit „Starburster“ liefern sie zudem einen der besten Songs des Jahres ab. Das Album überzeugt als Ganzes, findet aber auch ruhige Momente. Fontaines D.C. entwickeln sich entschlossen weiter und bleiben mit ihrem vierten Werk eine Band der Stunde, die den Rock in die Zukunft weist.

Pet Shop Boys – Nonetheless

Seit über 40 Jahren beweisen die Pet Shop Boys, dass kommerzieller Erfolg und ein subversives Pop-Verständnis sich nicht ausschließen müssen. Auf ihrem neuesten Album „Nonetheless“ ist das nicht anders. Feinste Pop-Electronica trifft auf orchestrale Arrangements und bittersüße Melodien. Sozialkritische Texte und persönliches Storytelling formen das Album zu einem poetischen Gesamtwerk – ihrem besten seit „Behaviour“. „Skinheads will mock you – call you a fag – last laugh is yours – there’s a brick in your bag“, heißt es in „New London Boy“. So klingt intelligente Popmusik.