Eine der grössten Kultbands überhaupt meldet sich nach schwierigen Zeiten mit einem reifen Album zurück. Reflektierend, ernsthaft, aber ohne Gejammer.

Erst die Pandemie, dann der Tod von Bandmitglied Andy Fletcher: Als Katharsis verschanzten sich Dave Gahan und Martin Gore ins Studio. Nicht dass Depeche Mode jemals  ausschliesslich auf der Sonnenseite musiziert hätten. Weit entfernt davon. Doch hier zieht sich eine enorme Anspannung ohne richtige Auflösung durch die ganze Platte.

Düstere Themen gab es also allenthalben. Dass die vorab veröffentlichet Single „Ghosts Again“ der verhältnismässig leichtest klingende Song des Albums ist, untermauert dies. Doch ist „Memento Mori“ keine dunkle Angelegenheit aus Prinzip. Kein Dark Wave oder Goth Album, welches genrebedingt gar nicht anders könnte als Platitüden zu bedienen und sich dabei in Oberflächlichkeit verlöre. Dazu sind Gahan und Gore zu gestandene Musiker und zu reife Männer.

Einzigartig waren Depeche Mode seit Anbeginn. In der ganz eigenen Blase bewegen sie sich aber doch nicht. In „People Are Good“ erinnern die Sounds an Kraftwerk, in „Soul With Me“ an Japan. Beides in ihren Feldern ebenfalls innovative und unkopierbare Bands. Dazu deuten Songtitel wie das besagte „People Are Good“ und „Never Let Me Go“ noch ein klitzekleines Wenig Rückschau auf spassigere Zeiten an.

Der stärkste Song kommt zum Schluss. „Speak To Me“. Was als besinnliches Albumende beginnt, mausert sich erst zu einer stimmungsvolle Elegie und schliesslich in eine verzerrte Kakophonie. A Day In The Life von Depeche Mode?

So ist die Atmosphäre konzentriert, ernst, aus Erfahrungen geboren. Ja, stellenweise klingt es lamentierend. Doch tut es auch gut, inmitten des Allerleipop etwas mit Substanz zu hören.

Stil? Tja… Depeche Mode halt: 10/10

Marc Flury