Der Zweitling der Australierin Courtney Barnett ist voll von catchy Gitarrenriffs, sich fies im Gehörgang einnistenden Melodien, geradlinigen Rhythmen und unvergleichlich scharfzüngigen Lyrics.

Das ganze klingt etwas weniger Charmant als ihr Debut, ist aber insgesamt deutlich vielseitiger und vor allem persönlicher, zynischer, wütender. Hier kotzt sich eine aus.

Vielen mag Courtney Barnett in erster Linie durch ihre Kollaboration mit Kurt Vile bekannt sei. Doch dank ihres neuen Werks dürfte sich dies schnell ändern. Die nach eigenen Angaben stark von Nirvana und Patti Smith beeinflusste Australierin machte schon mit der ersten Vorabsingle „Nameless Faceless“ klar, dass man(n) sich mit ihr besser nicht anlegt. Schiesst sie darin doch eine volle Breitseite gegen anonyme Netz-Hasser und Sexisten und zitiert dabei die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood (“Men are afraid that women will laugh at them. Women are afraid that men will kill them”).

Schützenhilfe bekommt sie dabei übrigens durch Breeders-Frontfrau Kim Deal, diedie  Backing Vocals beisteuert. In eine ähnliche Scharte haut der Kracher „I’m Not Your Mother, I’m Not Your Bitch“, auf den Namensvetterin Courtney Love zu Hole-Zeiten wohl Stolz gewesen wäre. Dass sie auch ganz anders kann, beweist die 29-jährige etwa im nachdenklich-melancholischen Indiepoper „Need A Little Time“. In dem sie sich eine Auszeit von der Welt und sich selbst herbeisehnt.

Wir sind froh, dass sie sich dagegen entschied und stattdessen dieses grossartige Album auf die Welt loslässt, in dem praktisch jeder Song ein Lieblingssong werden könnte. Sei es wegen einer eingängigen und doch markanten Melodie. Oder wegen Zeilen die mit jedem Mal hören neue Tiefen preisgeben. Und schliesslich wegen einer starken Band, die Barnetts rohen Gitarrenriffs den perfekten Rahmen gibt.

9/10

Kaspar Hunziker