Pink Elephant heisst ihr siebtes Studioalbum. Der Titel ist ein Wink mit dem ganzen Zaun: der Elefant im Raum, das Unausgesprochene, das Offensichtliche. Und Arcade Fire wären nicht Arcade Fire, wenn sie das nicht gleich in den ersten Sekunden musikalisch inszenieren würden mit einem mystisch aufgeladenen Intro, das an Alarmbereitschaft erinnert.

Der Titelsong gleitet direkt hinterher: grosse Chöre, sakrale Wucht, hymnischer Indie-Rock. Es ist alles da, was die Band einst gross gemacht hat. Aber diesmal schwingt etwas anderes mit. Ein Erklärungsversuch? Eine Flucht nach vorn? Ein Akt der Verdrängung? Der Titeltrack, Circle of Trust oder das wuchtige Alien Nation setzen auf neue Sounds, mehr Beat, mehr Bewegung. Arcade Fire schieben ihre Musik in Richtung Cinematic Synthpunk. Selbst die App zur Platte heisst Circle of Trust. Ironie? Oder ernst gemeinte Re-Connection zur Fangemeinde?

Erst gegen Mitte des Albums kommt so etwas wie eine Erklärung: Year of the Snake, ein Duett zwischen Win Butler und Régine Chassagne – zwischen Flüstern und Flehen, zwischen Aufbruch und Rückblick. Hier wird das Thema greifbarer: das persönliche Desaster, der Versuch der Erneuerung.

Und worum geht’s nun wirklich?

Nach den Turbulenzen um Frontmann Win Butler im Jahr 2022 warfen ihm mehrere Personen sexuelles Fehlverhalten vor. Die Band stand am Abgrund. Er sprach von einvernehmlichen Begegnungen und einer dunklen Phase. Sie spielte weiter. Chassagne blieb. Die Krise wurde nie öffentlich wirklich aufgearbeitet. Jetzt also Pink Elephant. Der Versuch, weiterzumachen. Oder alles zu übertönen.

Zwischen Absolution und Ausweichen

Pink Elephant ist ein stark produziertes Album, das vieles will: tanzbar sein, gross klingen, berühren, transformieren. Doch zwischen den Zeilen bleibt die Frage: Ist das hier schon der neue Anfang – oder nur ein musikalischer Umweg um die eigentliche Geschichte? Der Elefant bleibt stehen. Auch wenn die Band tanzt.