Vor zehn Jahren erschien das letzte reguläre Album von einer Sängerin, die in den Folgemonaten eine persönliche Abwärtsspirale vollzog. Und schliesslich 2011 viel zu früh 27-jährig verstarb. «Back To Black» markierte jedoch den kreativen und kommerziellen Höhepunkt von Amy Winehouse, die drei Jahre zuvor mit «Frank» ein intimes, viel versprechendes Debüt vorlegte.

Schon dort war zu hören, was Amy Winehouse ausmachte und wofür man sie noch lange nach ihrem Tod in Erinnerung behalten würde. Eine grandiose Soulstimme und sehr viel Herzschmerz. Diese beiden Faktoren erzeugten eine Mischung, die auch auf «Back To Black» in einem beschwingteren, poppigeren Kleid nichts an Zauber verlor.

Dem R&B-Sound der Sechziger verpasste Produzent Mark Ronson einen neuen Anstrich. Spätere stimmgewaltige Künstlerinnen nutzten die Blaupause vom Album für den Startzünder der eigenen Karriere, die den Erfolg von Amy übertraf (Adele) oder nach wenigen Monaten bereits wieder verpuffte (Duffy).

Dreizehn Wochen lang stand «Back To Black» auf Platz 1 der europäischen Albumcharts. Räumte unter anderem an den Brit- sowie Grammy-Awards ab und belegte 2012 auf der Rolling Stone Magazine Liste «500 Greatest Albums of All Time» Platz 451. Dass die Aufnahmen tatsächlich den Test der Zeit überstehen werden, scheint zehn Jahre später zweifellos: Hit-Singles wie der Album-Opener «Rehab» haben nichts von ihrer Wirkung verloren. Wenngleich der Song nach Amys Schicksal rückblickend umso bitterer klingt.

Auch der von Ronson aufpolierte Neo-Soul-Sound mutet nicht wie ein Gimmick an, dessen Lack mit der nächstbesten musikalischen Modeströmung zu verblassen droht (The Pipettes, we’re looking at you!). Und so bleibt dieses Werk das definitive Statement einer Ausnahmekünstlerin, die von den traurigen Storys ihrer Songs leider allzu schnell eingeholt wurde.

Michael Rechsteiner