Wer nicht sehen kann, zeigt umso mehr Gefühl: Das blinden Worldmusic-Duo Amadou & Mariam klangmalert uns ein Afrika, das so schwarz ist, dass Darth Vader dort als Albino durchginge.
Stevie Wonder? Sonny und Cher? Westafrikas Antwort auf die US-Poplegenden stammt aus Mali, einem unförmigen Flecken glutheisse Erde, eingeklemmt zwischen Sahara und Savanne, wo das Thermometer easy schon vor dem Katerbrunch über die 40-Grad-Marke klettert. Doch so dunkel die Haut der Menschen, umso kunterbunter präsentiert sich die hochpotente Musikszene der französischen Ex-Kolonie.
Eines der Aushängeschilder: Amadou Bagayoko und Mariam Doumbia. Die blinden Sänger tanken Inspiration an den staubigen Schotterpisten zwischen Bamako und Timbuktu, ihr Afro-Road-Folk schunkelt bald entspannt dahin wie eine Piroge auf dem Niger, bald tänzelt er quirlig als hätte er Termiten in der Unterhose.
Die Entwicklungshilfe von Manu Chao auf „Dimanche à Bamako“ 2006 eröffnete dem Paar Konzerte mit Keziah Jones oder Coldplay. Bob Sinclair und Yuksek trugen zu einem Remix-Album bei und auf der jüngsten Platte „Folila“ (2012) reihen sich neben andren Santigold und Bertrand Cantat (Ex-Noir Désir) unter die Songwriter. Über ein das neue Werk, das der Veranstalter in der Annonce erwähnt, weiss das Internet seltsamerweise nichts zu berichten. Vielleicht klären Amadou & Mariam dieses Mysterium ja selbst. Bei ihrem Headliner-Gig im Kaufleuten.
LIVE: 17.5., Kaufleuten Zürich
Marco Rüegg